El infierno y el paraíso

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EL INFIERNO

Es beginnt mit einem leichten Kratzen im Hals. Zunächst versucht man das unangenehme Gefühl zu ignorieren. Doch es will nicht verschwinden. Schließlich wacht man eines Morgens auf und weiß: „Ich bin krank!“ Das ist schon in Deutschland ziemlich blöd, auf Reisen noch blöder und am blödesten, wenn man sich gerade auf der Weiterreise zum nächsten Etappenziel befindet. Ich sitze im Bus von Panama-Stadt nach David. Mehrere Packungen Taschentücher sind im Rucksack deponiert. Ich lutsche mein letztes Hals- und Rachenbonbon aus den USA und versuche den immer wiederkehrenden Hustenreiz zu unterdrücken. Mein Sitznachbar tut mir zwar leid, aber eigentlich bin ich genervt. Ich will in Ruhe vor mich hinleiden – ohne Beobachtung. Die Straße ist furchtbar kurvig und eine einzige, nicht enden wollende Baustelle. Ständig müssen wir die Spur wechseln und kommen nur sehr mühsam voran. Die sechsstündige Fahrt dauert letztlich ganze neun Stunden und ist leider noch nicht vorbei. In David muss ich in einen sogenannten „Chicken-Bus“ umsteigen. Alle Fenster sind geöffnet. Es ist mal wieder schwül-heiß. Ich quetsche mich in einen der engen Sitzplätze und darf diesen später noch mit einem Panamaer teilen, der gerade vom Einkaufen zurückkehrt. Unterwegs beginnt es zu regnen. Fahrtwind und Regen peitschen mir ins Gesicht. Der Bus stoppt gefühlt alle 10 Meter, um weitere Passagiere von der Straße aufzugabeln oder abzusetzen. Bushaltestellen scheinen hier eher der Dekoration zu dienen und sind meist hübsch angemalt. Benutzt werden sie allerdings selten.

Die Höllenfahrt endet in Boquete, Panamá, einem kleinen Städtchen nahe der Grenze zu Costa Rica. Im Nieselregen suche ich nach meinem Hostel, das irgendwo versteckt in der Nähe liegt. Mehrere Personenbefragungen später stehe ich endlich triefend nass und schniefend an der Rezeption. Für den wunderschönen Orchideen-Garten und die liebevolle Einrichtung habe ich leider so gar keinen Blick. Ich will nur ins Bett. In der Nacht quäle ich mich mit Husten, einer verstopften Nase und fiebrigen Träumen. Zu allem Unglück bin ich im ruhigsten Hostel Panamas gelandet. Kein Mucks ist in der Nacht zu hören – außer vermutlich meinem Röcheln, Schniefen und Schnaufen. Am nächsten Morgen fühle ich mich noch schlechter. Meine Kaffeeplantagen-Besichtigung muss ausfallen und ich beschließe, mich zur nächsten Arztpraxis zu schleppen. Hat ja doch keinen Zweck sonst… Dank googlemaps ist die nächste Praxis schnell gefunden und ich mache mich auf den kurzen Weg. In der Clinica Especializada versuche ich auf Spanisch meine Beschwerden zu erklären. Das Englisch des Arztes verstehe ich noch weniger als sein Spanisch, aber am Ende halte ich mehrere Rezepte in den Händen und bin etwas stolz. Geschafft, das war ein Arztbesuch in Panamá! In der Apotheke werden meine Pillchen und Säfte ordnungsgemäß abgepackt und auf englisch mit wichtigen Hinweisen beschriftet. Die Kosten passen zwar so gar nicht in mein Reisebudget, sind aber im direkten Vergleich zu Deutschland sehr gering. Nur das Antibiotikum schlägt ordentlich zu Buche. Ich will allerdings schon morgen weiterreisen und brauche dringend eine Besserung des Gesundheitszustandes!

Den Rest des Tages verbringe ich mehr oder weniger im Bett. Am späten Nachmittag breche ich zu einem kleinen „Spaziergang“ auf, erkunde den Ort und kaufe einige Lebensmittel. Heute gibt es Tomatensuppe aus der Dose & einen Hotdog. Ich treffe auch zum ersten Mal auf meine beiden Zimmergenossinnen. Wir sprechen nur wenig und ich verkrieche mich wieder in meinem Hochbett. Der nächste Morgen kommt schneller als erwartet und – die gute Nachricht zuerst – ich fühle mich deutlich besser. „Muss zum Weiterreisen reichen!“, spreche ich mir Mut zu und packe meine sieben Sachen zusammen. Per Shuttlebus geht es vier Stunden lang durch wunderschöne Berg- und Dschungellandschaften Panamás. Meine Sitznachbarin ist übrigens – wer hätte es gedacht – die Zimmernachbarin aus Boquete. Nun kann ich mich zumindest für meine einsiedlerische Art entschuldigen und wir unterhalten uns lange während der Fahrt. Ich werde Hillary im Laufe der nächsten Woche wiedertreffen… im panamaischen „Paraíso“.

EL PARAíSO

Die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Weicher Sand unter meinen Füßen. Meeresrauschen. Ich bin im Paradies. Naja, fast… ich bin auf der Isla Bastimentos gelandet. Eine Woche werde ich hier in der Palmar Tent Lodge verbringen. Schon nach zwei Tagen ist meine Erkältung fast vergessen. Ich teile mir das riesige „Dorm-Tent“ mit César aus Madrid und dank der Nebensaison bleibt es auch den Rest der Woche so. Die ersten Tage verbringen wir mehr oder weniger am Strand und im Wasser. Abends gönnen wir uns einige Panama-Biere zur Happy Hour. Das Highlight der Reise erwartet uns Mitte der Woche. Nichtsahnend melden wir uns zusammen mit einem niederländischen Pärchen zur „Cave Tour“ an. Per „Lancha“ gleiten wir durch tropischen Regenwald und halten nach Tieren Ausschau. Faultiere, Krebse und einen Kaiman bekommen wir zu Gesicht und dann startet das Abenteuer. Wir verlassen das Boot und müssen zunächst die FlipFlops gegen Crocs eintauschen. Warum? Das erfahren wir wenige Minuten später. Squitsch, squatsch, squitsch. Der „Weg“ ist schlammig, nass und sehr rutschig. „Today very good day. Road is very good!“, erklärt unser Guide. Nach einem halbstündigen Matschmarsch erreichen wir schließlich die Höhle. Bat Cave. Sie macht ihrem Namen alle Ehre. Bereits nach wenigen Minuten schwirren tausende Fledermäuse über unseren Köpfen. Nun gibt’s kein Zurück mehr und wir dringen immer tiefer ins stockfinstere Erdreich vor. Das Wasserlevel steigt. An einigen Stellen müssen wir sogar durch das kalte Wasser schwimmen. Riesige Spinnen – Taranteln – lauern an den Wänden. „Wenn es regnet, wird die ganze Höhle geflutet“, erklärt unser Guide und stoppt erneut, um auf dem Boden nach Haifischzähnen zu suchen. „Müssen wir denn noch lange hier bleiben?“, fragen wir etwas geschockt nach dieser Aussage. (Immerhin regnet es ständig.) Nein, müssen wir nicht. Wir besichtigen einen unterirdischen Wasserfall und kehren dann den gruseligen Weg wieder zurück ans Tageslicht. Später erfahren wir auch, dass unser Guide den größten Kaiman in genau dieser Höhle entdeckt hat. Zum Glück sind wir längst wieder unter freiem Himmel!

Die restlichen Tage im Paradies verlaufen sehr, sehr entspannend und gemütlich: schnorcheln, schwimmen, in der Sonne liegen, ein spanisches Buch lesen, mit Hillary, Rick und Sheila eine Kakao-Plantage erkunden, lecker essen (z.B. Fisch, Ceviche, Brownies & Tortellini):

ISLA BASTIMENTOS · PANAMÀ

Zum Abschluss meiner Panamá-Berichte bleibt nur noch die Busfahrt zurück nach Panama-Stadt zu erwähnen. Die ist nämlich mal wieder ein echtes Erlebnis. Per Shuttleboot nach Bocas-Town, von Bocas-Town per Lancha nach Almirante, von Almirante per Taxi zum Busbahnhof und von dort mit dem Nachtbus nach Panama-Stadt. Soweit die Theorie. In der Praxis läuft alles wie geplant bis Almirante, um dann ziemlich kompliziert zu werden: „Wir verkaufen hier keine Tickets nach Panamá!“, erklärt mir der freundliche Herr an der Boletería. „Nur nach David, aber für heute sind alle Tickets verkauft.“ „Oh nein!“, denke ich. „Gestrandet in diesem Kaff??? Das darf nicht wahr sein…“ Panisch rede ich auf den Verkäufer ein, da fährt plötzlich ein Bus in Richtung David vor. „Ok, steig da ein und kauf das Ticket im Bus. In David kannst du nach Panamá umsteigen.“, erklärt mir der gute Mann schließlich leicht genervt. Ich springe in den Bus und erlebe die anstrengendste Busfahrt meines Lebens. Der Bus ist völlig überfüllt. Ich sitze 3 1/2 Stunden im Mittelgang. Es ruckelt und schaukelt wie wild auf den kurvigen Landstraßen. Vor mir, hinter mir, neben mir, überall Menschen und kreischende Babys. Es ist kalt, laut und mir tut alles weh. Gerade als ich glaube, es keine Sekunde länger auszuhalten, erreichen wir David. Dort wartet bereits ein großer, bequemer Doppelbus nach Panama-Stadt auf mich. Hurra! Ich schlafe sofort ein und freue mich, dass ich statt der $30 für den Direktbus nur $20 bezahlt habe. Die wilde Horrorfahrt ist schon wieder fast vergessen… positiv denken!

Die letzten beiden Tage verbringe ich in zwei unterschiedlichen Hostels in Panama-Stadt und gönne mir ein Einzelzimmer. Ich bin viel mit Reiseplanungen für die nächsten Wochen und Monate beschäftigt- und schreibe an diesem Blogeintrag.

PANAMA STADT · PANAMA CITY

——— ENGLISH ———

EL INFIERNO

It starts with a scratchy throat. At first you try to ignore the uncomfortable feeling. But it will not go away. One morning you finally wake up and you know: „I am sick“ That’s pretty stupid in Germany, when traveling it’s even more stupid and it’s just terrible when you’re currently on an onward journey. I’m sitting in the bus from Panama City to David. I have several packages of kleenex in my backpack, I’m sucking on my last cough drop from the US and I’m trying to suppress the recurrent cough. I am indeed sorry for my „seat mate“, but actually I’m annoyed. I want to suffer without anyone watching me. The road is terribly curvy and a never-ending construction site. We constantly need to change lanes and the planned six-hour trip takes a full nine hours and -unfortunately- is not yet over. In David I have to change into a so-called „chicken bus“. All windows are open. Once again it’s hot and humid. I squeeze myself into one of the tiny seats and must share it later with a Panamanian who just returned from shopping. As soon as we leave David, it starts to rain. Wind and rain lashing my face. The bus stops every 10 yards, at least I feel that way, to pick up other passengers from the road. Bus stops seem to serve as decoration, hardly anyone uses them.

The hell ride ends in Boquete, Panama, a small town near the border of Costa Rica. I’m looking for my hostel, which is hidden somewhere in the neighborhood. It’s still raining. A bit later I finally end up at the reception, dripping wet and sniffling. Sadly I don’t care about the beautiful orchid garden and the warm interior. I just want to go to bed. At night coughes, a stuffy nose and feverish dreams torture me. To make matters worse I ended up in the quietest hostel in Panama. No peep can be heard at night – except probably my wheezing, sniffling and sneezing. I feel even worse the next morning. I cancel my coffee plantation tour and I decide to drag myself to the nearest doctor in town. Thanks to Google Maps the next medical practice is found quickly and I’m on my way. At the Clinica Especializada I try to explain my complaints in Spanish. I understand the doctor’s English even less than his Spanish, but in the end I hold several prescriptions in my hands and I am a little proud. It’s done! That was a visit to the doctor in Panamá! In the local pharmacy my „pills and juices“ are properly packaged and labeled. The cost, although not great for my travel budget, is low compared to German prices. I want to continue traveling tomorrow and need an urgent improvement of my health status!

I spend the rest of the day more or less in bed. In the late afternoon I take a short „walk“ and buy some food. Today I’m having a tomato soup out of a can and a hot dog. I also meet my two roommates for the first time. We speak very little and I hide in my bunk bed. The next morning comes faster than expected and – good news first – I feel much better. „Good enough to continue traveling!“, I tell myself and pack my stuff together. With a shuttle bus I drive four hours through beautiful mountain and jungle landscapes of Panamá. My seat mate is – you might have guessed it – the roomie from Boquete. We talk a lot on the way and I’m going to meet Hillary again during my time in the Panamanian „Paraíso“.

EL PARAÌSO

The sun is shining from a blue sky. Soft sand beneath my feet. Meeresrauschen. I am in paradise. Well, almost … I landed on Isla Bastimentos. I’m going to spend one week at Palmar Tent Lodge. After two days my cold is almost forgotten. I share a huge „dorm tent“ with César from Madrid and due to the low season it stays that way for the rest of the week. We spend the first days more or less on the beach and in the water. In the evening we enjoy some Panama beers during happy hour. The highlight of the trip awaits us mid-week. We get together with a Dutch couple for a „Cave Tour“. Per „Lancha“ we glide through tropical rainforest and try to spot some wildlife: sloths, crabs and a caiman. And then the ultimate adventure begins. We leave the boat and must first change the flip-flops for crocs. A few minutes later we learn why: Squitsch, squatsch, squitsch. The „way“ is muddy, wet and very slippery. „Today very good day. Road is very good!“, says our guide. After a half-hour mud march we finally reach the cave. Bat Cave. After a few minutes a thousand bats buzz over our heads. Now there’s no turning back and we climb deeper and deeper into the darkness. The water level rises. In some places we have to swim through the cold water. Huge spiders – tarantulas – lurking on the walls. „When it rains, the whole cave is flooded,“ says our guide and stops again to look on the ground for shark teeth. „Do we have to stay much longer in here?“, we ask a little shocked by this statement. (After all, it rains constantly.) No, we do not. We visit an underground waterfall and return the creepy way back to daylight. Later we learn that our guide has discovered the largest caiman in exactly this cave. Fortunately we are already back in the open air!

The remaining days in paradise are very, very relaxing and cozy: snorkeling, swimming, lying in the sun, reading a Spanish book, exploring a cocoa plantation with Hillary, Rick and Sheila, tasting yummy food (e.g. fish, ceviche, brownies & tortellini ).

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